Berlin

«Clubsterben» ist wieder an der Tagesordnung

today29. August 2024 84

Hintergrund
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Die Berliner Clubcommission drängt zur Umsetzung der baurechtlichen Anerkennung von Klubkultur im Bund und der Nachtökonomie Strategie in Berlin

Das Klubsterben in Berlin erreicht wieder neue Dimensionen. Nach der Schließung der Spielstätten «Mensch Meier» und «Loophole» kündigt nun auch die «Renate» ihr Aus an (pure fm berichtete). Andere Standorte, wie etwa die «Alte Münze» als selbstverwalteter Kulturstandort betrieben von den Spreewerkstätten stehen vor einer ungewissen Zukunft, so auch das «://about blank», welches unter enormen Herausforderungen steht, ihren Betrieb weiter zu erhalten. Klubbetreibende fühlen sich durch die aktuellen Entwicklungen existenziell bedroht: Eine Mitgliederumfrage der Clubcommission ergab, das gute zwei Drittel der befragten Klubs (67 Prozent) ihre wirtschaftliche Prognose bis Ende 2025 eher schlecht oder sehr schlecht einschätzen. Gründe hierfür sind neben allgemeinen Kostensteigerungen, gestiegenen Gewerbemieten auch Umsatzrückgänge, die auf etwa 10 Prozent geschätzt werden und Klubs, deren Gewinnmargen häufig niedriger ausfallen, vor große Herausforderungen stellen.

© Foto: pure fm

Auch geplante Umnutzungen von Grundstücken der Deutschen Bahn und der Weiterbau der A100 bedrohen zahlreiche Berliner Kulturräume, so der Verein. Am 13. September findet unter dem Motto «A100 wegbassen» eine Demonstration gegen den Weiterbau der A100 am Markgrafendamm statt, die auch von der Clubcommission unterstützt wird.

Vor vier Jahren beschloss der Bundestag, Klubs als Kulturstätten und damit gleichwertig zu Theatern, Kinos und Varietés anzuerkennen. Im Referentenentwurf des Bauministeriums ist nun allerdings vorgesehen, dass eine neue Kategorie für Musikklubs geschaffen werden soll. Die Clubcommission, der Deutsche Musikrat und der Bundesverband LiveKomm kritisieren diesen Vorschlag und mahnen, dass damit Klubs zur Kultur zweiter Klasse degradiert werden und der aktuell brisanten Lage nicht Rechnung getragen wird.

«Clubkultur trägt maßgeblich zum kulturellen und gesellschaftlichen Leben bei und dient als sicherer Ort für vielfältige soziale Perspektiven und demokratische Teilhabe. Sie bringt Menschen aus unterschiedlichen Lebensrealitäten zusammen, zieht den Tourismus an und schafft Arbeitsplätze», betont der Vorsitzende der Clubcommission Marcel Weber.

Dass Klubkultur ein relevanter Wirtschaftsfaktor ist, zeigen auch die Ergebnisse der «Nachtökonomie Strategie», die im Juni von Franziska Giffey, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe vorgestellt wurde. An der Studie wurden visitberlin, BVG, Dehoga sowie weitere 25 relevante Berliner Institutionen beteiligt, die zu einer erfolgreichen Nachtökonomie beitragen. Als Ergebnis wurden 30 konkrete Handlungsempfehlungen aufgeführt, die Vielfalt und Kleinteiligkeit fördern, nachhaltigen Tourismus gestalten und Verwaltungsabläufe insbesondere in der Nutzung und Genehmigung von Immobilien vereinfachen.

«Es ist entscheidend, dass diese Konzepte in die strategische Stadtplanung einfließen, um die Clubkultur als wichtigen Teil der Berliner Identität zu sichern und die Nachtökonomie langfristig zu schützen», erklärt Lutz Leichsenring, Mitgründer der Beratungsagentur VibeLab und Projektleiter der Nachtökonomie Strategie. Eine koordinierte und strategische Vorgehensweise sei jetzt unerlässlich, um Berlin als offene, lebendige und attraktive Metropole zu erhalten und seine innovative Rolle für kulturellen und wirtschaftlichen Fortschritt weiter auszubauen «Clubkulturelle Räume dürften daher im Braurecht nicht gegenüber anderen Kultureinrichtungen benachteiligt werden.» so Leichsenring.

Geschrieben von: MK

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