Keine Anzeigen von Opfern von Nadel-Attacken in Berliner Klubs

Keine Anzeigen von Opfern von Nadel-Attacken in Berliner Klubs

15. Juni 2022 Aus Von MK

Angriffe mit Nadeln und Betäubungsmitteln auf Frauen in Klubs soll es in einigen europäischen Ländern geben – in Berlin ist das aber bislang offenbar kein größeres Problem. Der Berliner Polizei sind solche Taten oder Anzeigen dazu nicht bekannt. Die ermittelnden Dienststellen könnten sich an keinen aktuellen Fall erinnern, teilte die Polizei mit. Eine umfassende Recherche habe nur zu einer Tat im Jahr 2018 geführt, die «im weitesten Sinne» vergleichbar sei.

Solche Angriffe erinnern an die bekannte heimliche Verabreichung sogenannter K.-o.-Tropfen in Getränken, um Opfer auszurauben oder zu vergewaltigen. Die Taten ereignen sich oft in Klubs, Bars oder bei Konzerten, aber auch in Wohnungen.

In Berlin sorgte ein entsprechender Bericht einer Sängerin für Aufregung. Sie sei im BERGHAIN zusammengebrochen, später sei ein Nadelstich festgestellt worden, schrieb sie im Internet. In Frankreich soll es Hunderte Anzeigen wegen des neuartigen sogenannten Needle-Spikings bei der Polizei geben.

Vorfälle mit den bekannten K.-o.-Tropfen in Getränken werden in Berlin hingegen durchaus häufiger von Opfern angezeigt. Von 2019 bis 2021 wurden 123 entsprechende Taten gemeldet, so die Polizei. Dabei ging es um Körperverletzungen, Raubtaten sowie Sexualdelikte in Folge der betäubenden Mittel. Mehr als zwei Drittel der Opfer waren Frauen und weibliche Jugendliche. Auch Touristen wurden mit dieser Methode ausgeraubt oder willenlos gemacht.

Die meist geschmacks- und geruchlosen Chemikalien wirken wie Drogen und können je nach Dosierung und in Kombination mit Alkohol lebensgefährlich sein. Täter schütten sie Opfern heimlich in deren Getränke. Nach einigen Minuten wird den Opfern schwindelig, sie können nicht mehr klar denken und wirken betrunken. Kurz darauf werden sie für kurze oder längere Zeit bewusstlos. Die Täter nutzen das für Sexualdelikte oder zum Ausrauben. Nach dem Aufwachen können die Betroffenen sich kaum oder gar nicht erinnern, was die Ermittlungen schwierig macht.

Unter den Begriff K.-o.-Tropfen fallen viele Chemikalien und Drogen. Dazu gehören Ketamin, ein Narkosemittel aus der Tiermedizin, und GHB (Gammahydroxybuttersäure), bekannt als Liquid Ecstasy. In Klubs werden die Mittel in niedrigeren Dosierungen auch freiwillig als Partydrogen genommen. Initiativen raten, Gläser in Kneipen und Klubs nicht unbeobachtet zu lassen und keine Getränke von Fremden anzunehmen.